|   Tauchberichte

Tauchurlaub bei Marsa Alam, Ägypten

Mir war nach längerer Zeit mal wieder nach einem Tauchurlaub in warmen Gewässern, und der Süden Ägyptens reizte mich schon lange. Also buchte ich mich Ende Februar 2016 für eine Woche in einem Hotel in der Nähe des Flughafens Marsa Alam ein (nein, Fluglärm war kein Problem…), ca. 60 km nördlich des Ortes.

Ein Bericht von Gerd-Thomas. Fotos von Gerd-Thomas und Dimo.

Mir war nach längerer Zeit mal wieder nach einem Tauchurlaub in warmen Gewässern, und der Süden Ägyptens reizte mich schon lange. Also buchte ich mich Ende Februar 2016 für eine Woche in einem Hotel in der Nähe des Flughafens Marsa Alam ein (nein, Fluglärm war kein Problem…), ca. 60 km nördlich des Ortes.

Unterkunft

Ein Hotel war bald gefunden: Ich entschied mich für das Jaz Dar El Madina, ein kleineres 4*- Hotel „mit allet“ als Teil einer Anlage mit fünf Hotels. Wegen der derzeit geringen Nachfrage aufgrund der gefühlten (Un-)Sicherheitslage war der Preis vergleichsweise günstig.

Entsprechend gering war auch die Auslastung der Hotels: ca. 30%. Daher gab es das genaue Gegenteil von Gedränge am hervorragenden Buffet, und auch auf Getränke musste man nie lange warten, da die Kellner froh waren, etwas zu tun zu haben. Liegestühle an Pool und Strand gab’s reichlich, aber die braucht der taucherische Intensivtäter ja nicht wirklich…

Die Gäste waren vor allem Deutsche und Niederländer, dazu einige wenige Briten und Franzosen, jedoch keine Russen, die ja in Bezug auf ihr Tauch-, Ess- und Trinkverhalten teilweise als problematisch angesehen werden – vielleicht häufig auch zu Recht. Insgesamt war der Hotelaufenthalt jedenfalls sehr angenehm. Wer da meckern will, muss echt suchen.

Tauchbasis

Aber nun zum Tauchen: Für die fünf Hotels gibt es dort die Basis der Coraya Divers. Das ist eine mega-professionell geführte Basis. Man muss sie eigentlich als „Tauchfabrik“ bezeichnen, denn dort können über 300 (!) Taucher täglich betreut werden. In Spitzenzeiten beschäftigt die Basis 90 Leute: Tauchguides, Instruktoren, Flaschenträger, Busfahrer, Bootskapitäne, Koch, Verwaltungspersonal … – unglaublich!

Glücklicherweise waren zu meiner Zeit nur ca. 60 Taucher dort, welche von 30 Leuten Personal betreut wurden. So kam keine drangvolle Enge auf, aber ich mag mir gar nicht vorstellen, wie der Basisbetrieb unter Volllast aussieht…

Damit man eine Vorstellung der Ausstattung der Basis bekommt: Sie verfügt über fünf (!) große Tauchschiffe, zwei Speedboote, einen großen Bus, mehrere Kleinbusse und Pick-Ups sowie einige Zodiacs. So können sich die potentiellen Tauchermassen doch recht gut auf zahlreiche Tauchplätze verteilen, und es gibt auch vier Gruppen von großen Spülbecken für die Ausrüstung.

Man kann bei den Coraya Divers zwischen verschiedenen Tauchgängen wählen: Hausrifftauchgänge, Speedboat- und Land-TG (bei denen man mit dem schnellen und großen Schlauchboot bzw. Bussen zu weiter entfernten Einstiegsstellen gefahren wird) und Tagestouren mit Tauchschiffen. Alles, was über Hausrifftauchgänge hinausgeht, kostet natürlich extra. Die staatliche Riffgebühr von 3,00 €/Tag kommt auch noch hinzu. Nur die Zodiac-Fahrten sind inklusive, so dass man bequeme One-Way-TG zurück zum Steg unternehmen kann.

À propos Steg: dort, unmittelbar am Einstieg ins Wasser bzw. Boot, gibt es Flasche und Blei, so dass man nur „mit leichtem Gepäck“ von der Basis dorthin gehen muss, und kaum kommt man aus dem Wasser, nimmt einem das Personal die Flasche ab – alles sehr angenehme Erleichterungen! Die Flaschen werden mit dem Eselskarren (!) zwischen Steg und Basis hin-und hergebracht. Man hat die Wahl zwischen 12- und 15-L-Geräten. Nitrox gab’s auch – wer’s braucht…

Auch an die Schnorchler ist gedacht: für sie gibt es eine zweite Plattform mit zwei Treppen und - einem Einbahnstraßensystem! Eine Treppe ist für die einsteigenden, die zweite für die herauskommenden Schnorchler…

Tauchgänge

Ich habe im Wesentlichen One-Way-Hausrifftauchgänge unternommen, da es dort nicht erkennbar weniger zu sehen gab als an den zuschlagpflichtigen Tauchspots, nämlich das, was man im Roten Meer erwarten darf: unterschiedliche Korallen (meist in noch gutem Zustand), Blaupunktrochen, Rotfeuer- und Kofferfische, Drachenköpfe, Krokodilfische, Zacken- und Fahnenbarsche, Muscheln, Anemonen, Muränen, Nacktschnecken, verschiedene Schwarm- und Drückerfische und auch eine große Schildkröte. Der Babyhai und der Mega-Napoleon erschlossen sich mir nur aus Erzählungen, und für die angeblichen Delfine in der Bucht bin ich wohl immer zu spät aufgestanden…

Elphinstone-Riff

Ein Highlight war die Tagestour zum Elphinstone-Riff. Das große und komfortable Tauchschiff war selbst mit 16 Tauchern nicht annähernd ausgelastet, so dass das An- und Abrödeln auf dem Taucherdeck sehr bequem war. Es wurden zwei Tauchgänge angeboten. Der erste wurde sehr verantwortlich geführt: der Guide fuhr mit dem mitgeführten Zodiac zunächst raus, um die Strömungsrichtung festzustellen und so Einstieg und Tauchrichtung zu planen. Ein wunderbarer Tauchgang an einem außergewöhnlich schönen Riff! Am Ende des Tauchgangs wurde man vom Zodiac „eingesammelt“ und zum Tauchschiff zurückgebracht.

Beim zweiten Tauchgang verließ sich der nächste Guide leider auf seine Erfahrung, von der die Strömung allerdings nichts wusste und unverschämterweise aus der anderen Richtung kam. Das bedeutete einen Tauchgang von 45 Minuten gegen die Strömung und eine konditionelle Grenzerfahrung…

Der Tag für die Ausfahrt war im Übrigen gut gewählt: auf der Hinfahrt etwa Windstärke 6 mit meterhohen Wellen, dazu zeitweiliger Motorausfall („nix problem“), so dass das Schiff für eine halbe Stunde zum Spielball der Wellen wurde. Bei der Rückfahrt frischte der Wind noch „ein wenig“ auf und erreichte Stärke 7 bis 8, demzufolge das Schiff nur mit halber Kraft gegen die bis zu drei Meter hohen Wellen anstampfen konnte und die Rückfahrt um eine auf drei Stunden verlängert wurde. Das trennte unter den Tauchern die Spreu vom Weizen, die Landratten von den Seebären. Die Landratten waren unter Deck oder am Heck und ließen sich alles nochmal durch den Kopf gehen… Gut, dass ich trotz meiner kontinentalen Herkunft eher der Typ Seebär bin…

Port Ghalib

Von dort, ca. 5 km südlich „meiner“ Hotelanlage starteten die Tauchschiffe zu den Tagestouren. Auf der Fahrt durch die Anlage zum Schiff durchquert man riesige Brachflächen mit völlig leeren Yachthäfen und einigen Bauruinen – ein trostloser Anblick!

Der Ort ist ein gigantomanisches Tourismusprojekt eines kuweitischen Investors, der hier Milliarden verbauen wollte. Hier sollte auf einer Fläche von 31 km² (etwa so groß wie das Stadtgebiet von Wülfrath und halb so groß wie das von Gesamt-Velbert) eine Retortenstadt rund um eine künstliche Lagune für 200.000 Menschen (Urlauber und Personal) und –zig Hotels entstehen. Extra dafür wurde der Flughafen Marsa Alam gebaut und ebenfalls privat finanziert.

Die offizielle (Teil-)Eröffnung Port Ghalibs fand 2009 statt, doch nach dem Tod des Investors 2011 und dem extremen Rückgang der Touristenzahlen in Ägypten ruht das Projekt derzeit. Realisiert wurden bisher nur etwa 5 %. Nur an der kurzen Uferpromenade gibt es ein paar Restaurants, Cafés und Souvenirläden, in die sich jedoch nur wenige Touristen verirren, denn bisher gibt es nur sieben Hotels dort – und auch die sind natürlich nur zu einem geringen Prozentsatz belegt. Die Zukunft des Projektes ist völlig ungewiss.

Tauchpartner

Ich hatte das Glück, beim Einchecken auf der Basis einen Schweizer (Dimo) kennenzulernen, der taucherisch mit mir höchst kompatibel war: wir hatten eine nahezu identische Zahl an Tauchgängen, die gleiche gemütliche Tauchgeschwindigkeit, ebenso gelassene Routine und einen fast völlig identischen Luftverbrauch. So dauerte jeder Tauchgang etwa eine Stunde. Wir unternahmen alle Tauchgänge zusammen und begannen und beendeten unseren Tauchurlaub am gleichen Tag. Ein echter Glücksfall! Man kann ja auch einen hektischen Luftschlucker zugeteilt bekommen…

Sicherheit

Es ist kein Geheimnis, dass die Sicherheitslage in Ägypten derzeit fragil ist, und dementsprechend hoch waren die Vorsichtsmaßnahmen, die manchmal etwas übertrieben wirkten – und wie hilfreich sie im Ernstfall gewesen wären, musste glücklicherweise nicht bewiesen werden. Am Eingang der Hotelanlage hatte man den Eindruck, die frühere innerdeutsche Grenze in den Hochzeiten des Kalten Krieges passieren zu müssen: Ein „Security“-Mann kam in den Bus und nahm die Passagiere in Augenschein, der Fahrer überreichte irgendwelche Papiere, und abschließend wurde der Bus mit einem Spiegel von unten betrachtet. Nach erfolgter „Unbedenklichkeitsanalyse“ wurde ein Nagelbrett aus der Einfahrt gezogen…

Getoppt wurde das beim Rückflug durch die Maßnahmen am Flughafen: Verbot von ägyptischem Reinigungspersonal an Bord, zweimalige (!) Totalkontrolle mit Gepäckdurchleuchtung, Gürtel ab, Schuhe aus, Batterien weg (siehe auch „Wusstet ihr schon...? von Gabi und Andreas hier auf der HP) Komplettabtasten, fünfmalige (!) Kontrolle von Pass und Bordkarte und individuelle Identifizierung des Gepäcks auf dem Rollfeld am Flugzeug vor dessen endgültiger Verladung. Der Pilot selber stand während der gesamten Prozedur auf dem Rollfeld, bewachte seine Maschine und erklärte den Passagieren persönlich die Sicherheitsmaßnahmen. Er wollte eben nichts an Bord haben, „was nicht einem von uns gehört.“ Insgesamt ungewöhnlich, aber sicher berechtigt, denn wer will schon vom Himmel fallen…

Fazit

Die Tauchgründe im Süden Ägyptens in der Region um Port Ghalib und Marsa Alam sind nach wie vor eine Reise wert! Die Riffe weisen zwar auch schon erste „Abnutzungsspuren“ auf, sind aber größtenteils intakt, und man bemüht sich intensiv um deren Erhalt, u.a. durch ein gesetzliches Handschuhverbot beim Tauchen und ankerlose Festmacheinrichtungen für die Tauchschiffe an den Riffen.

Coraya Divers ist eine professionell organisierte Basis, deren Vorzüge m.E. jedoch vornehmlich bei deutlicher Unterbelegung genossen werden können.

Im Februar liegen die Lufttemperaturen zwischen 20 (morgens und abends) und 25-30 (mittags) °C. Der Wind kann die gefühlten Temperaturen relativieren. Tagsüber sind kurze Hose und T-Shirt ausreichend; abends lange, dünne Hose und langärmeliges Hemd. Einen Pulli habe ich nie gebraucht.

Die Wassertemperaturen liegen etwa bei 20°C. Mit einem einteiligen 7-mm-Anzug ohne Kopfhaube ist man für einstündige Tauchgänge gut gerüstet.

Natürlich will man bei solchen Tauchverhältnissen auch mal Tiefe spüren und „Druck auf die Birne“ bekommen, aber die schönsten Taucherlebnisse bei idealem Licht hat man wirklich im Bereich bis zehn Meter Wassertiefe.

Es ist im Übrigen viel wahrscheinlicher, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen oder von einer herabfallenden Kokosnuss tödlich getroffen zu werden, als bei einem Terroranschlag getötet zu werden. Wen also die Sicherheitslage in Ägypten nicht abschreckt, der kann dort derzeit sehr günstig und höchst komfortabel (Tauch-)Urlaub machen.

AirBerlin fliegt zu sehr günstigen Zeiten direkt von Düsseldorf nach Marsa Alam; der Service hat jedoch gegenüber früher deutlich nachgelassen. Trotz der Flugdauer von etwa fünf Stunden bekommt man kostenlos nur zweimal etwas (Alkoholfreies) zu trinken, und beim Essen hat man die Wahl zwischen einer staubtrockenen Laugenstange und einem ebenso drögen Rosinenbrötchen. Alles andere muss an Bord gekauft werden, z.B. Currywurst für 7.00 €. Also: Bütterkes einpacken…

Ihr habt…

bis hierhin durchgehalten und alles gelesen ohne einzuschlafen?? Respekt! (Der Artikel ist ja beinahe länger als der Urlaub…).

Dafür gibt es als Belohnung folgende… Fotos