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SSI – Cavern Diving August 2009

Ein Erfahrungsbericht von Matthias und Harvey.

Einführung

Ein Taucherlebnis der etwas anderen Art.

Nicht immer geht es beim Tauchen um bunte Fische oder Korallen, sondern man will auch einfach einmal neue Herausforderungen erleben und an außergewöhnlichen Stellen tauchen - und das gibt es beim Höhlentauchen.

Beim Höhlentauchen gilt es gleich mehrere Herausforderungen zu meistern: Kälte, Dunkelheit, über weite Strecken keine Auftauchmöglichkeit, Enge, Gefahr durch spitze Gegenstände, ...

Aber Höhlentauchen in Deutschland, gar in NRW?

Wir haben in NRW im Rahmen eines SSI-Spezialkurses Cavern Diving die Möglichkeit im Sommer 2009 genutzt, eine ehemalige Werkstatt im Möllerbunker im Landschaftspark Duisburg-Nord zu betauchen. Ein faszinierendes Erlebnis!

Der Spezialkurs Cavern Diving bereitet auf die Teilnahme an Aktivitäten im Höhlentauchen vor, die nicht über die Grenzen der Tageslichtzone oder 39 Meter Entfernung zur Oberfläche hinausgehen. Es ist kein volles Höhlentauchbrevet, sondern ein erster Schritt in diese Richtung. Angeboten wurde der Kurs z.B. vom Tauchrevier Gasometer in Duisburg. Er beinhaltete neben theoretischem Teil und Trockentauchen auf dem Land auch Tauchgänge im Gasometer durch enge Röhren und im Möllerbunker.

Theoretischer Teil

Der theoretische Teil beinhaltete neben einer Erläuterung der besonderen Gefahren, Herausforderungen, dem richtigen Flossenschlag, der Ausrüstung und weiteren Besonderheiten des Höhlentauchens auch einen echten Trockentauchgang an Land.

Das Zurechtfinden in einer Höhle wurde uns anhand eines Parcours zwischen Bäumen näher gebracht. Mit Sicht und ohne Sicht (verbundene Augen), alleine und mit Partner (z.B. Partner finden und retten) mussten wir einem Seil mit Höhlenpfeilen folgen. Das sah zwar einfach aus, aber bei der Durchführung bekamen wir eine Idee davon, dass die Aktionen in einer echten Höhle im Dunkeln, in der Kälte und evtl. in einer Stresssituation gar nicht mehr einfach sind.

Ausrüstung: Beim Ausrüstungscheck zeigte sich wieder einmal die gute Ausbildung im TSC Langenberg. Besonders beim Höhlentauchen ist es wichtig, seine Ausrüstung eng am Körper zu haben, damit keine Peripherie zum Beispiel an einem Felsvorsprung hängenbleibt. Der Tauchlehrer Christian war mit unserer Konfiguration sehr zufrieden und wir wieder einmal froh über die gute Ausbildung in unserem Verein.

Die Notwendigkeit für Haupt- und Zweitlampe versteht sich von selbst, immerhin ist es in den meisten Höhlen dunkel. Neu kommen als Ausrüstungsgegenstände beim Höhlentauchen Reel und Richtungspfeile hinzu. Den Umgang mit dem Reel lernten wir auch praktisch gleich bei den Tauchgängen im Gasometer.

Tauchen im Gasometer

Die ersten Praxisübungen mussten wir im Gasometer absolvieren. Hierzu hieß es, im Taucheranzug mit Bollerwagen, wo das schwere Gepäck wie Flasche verstaut wurden, von der Tauchbasis auf dem Besucherparkplatz des Landschaftspark zum Gasometer zu gehen. Das schwere Gepäck wurde dann per Lastenaufzug nach oben zum Eingang befördert, wir selber mussten den Treppenturm zu Fuß nach oben - die erste Herausforderung für Leute, die nicht schwindelfrei sind.

Das Gasometer mit seinem Durchmesser von 45m und seiner Tauchtiefe von 13m enthält einige Hindernisse, die uns als erste Übungsobjekte für unseren Kurs dienen sollten.

Beim Betauchen von mehreren Röhren, horizontal als auch vertikal, mussten wir unsere Tarierung unter Beweis stellen. Gerade in den engen Röhren ist eine saubere Tarierung wichtig. Und so richtig spannend wurde das Durchtauchen mit einem Reel in der Hand ... also nicht nur auf das Tarieren achten, sondern auch noch kräftig mit den Händen hantieren. Dabei lernten wir auch gleich, warum es sich lohnt, in ein Reel richtig Geld zu investieren und welche Nachteile einfache und günstige Kunststoffreels haben. Auch hieß es Fingerfertigkeit unter Beweis zu stellen, indem wir die Richtungspfeile in die Führungsleine in der Röhre einfädelten – und dabei natürlich die Tarierung nicht verlieren durften…

Nachdem wir diese Übungen ganz zur Zufriedenheit unseres Tauchlehrers absolviert hatten, stand eine kleine Wanderung samt Gepäck zum krönenden Abschluss an - zum Höhepunkt, dem Tauchgang im Möllerbunker.

Das Beste zum Schluss - Tauchen im Möllerbunker

Es ist schon etwas Besonderes, in dem zumindest zu Beginn des Tauchgangs kristallklaren Wasser in die Werkstatt abzutauchen. Dort sieht es aus, als wäre die Belegschaft gerade zur Pause gegangen. Maschinen, Schalter, … alles ist noch da und sieht so aus, als ob es darauf wartet, benutzt zu werden. Der eine oder andere Gegenstand erscheint auch scharfkantig, nicht geeignet mit Trockentauchanzug oder sonstiger Ausrüstung direkte Bekanntschaft zu machen - also auf die Tarierung besonders achten.

Aufgrund der Größe des Möllerbunkers absolvierten Matthias und ich den Tauchgang im Möllerbunker nur zu zweit ... und das hat für die schnelle Änderung der Sicht schon ausgereicht... auch wenn wir uns wirklich bemüht hatten, "kräftige" Schläge mit den Flossen zu vermeiden.

Viele Stellen waren von einer dünnen Sedimentschicht bedeckt. Schnell verschlechterte sich die Sicht und wir bekamen ein gutes Gefühl dafür, wie schnell ein Höhlentauchgang ohne die nötigen Sicherheitsvorkehrungen gefährlich werden kann.  

Fazit: Die neuen Herausforderungen haben uns großen Spaß gemacht!

Ausklang

Das Brevet Cavern Diving ist erst der Einstieg in die Welt des Höhlentauchens. Andere Ziele in Deutschland, wie der Felsendome Rabenstein oder das Willinger Bergwerk laden zu weiteren interessanten Tauchgängen ein.

Wer außergewöhnliche Tauchgänge erleben möchte, aber keine Angst vor Dunkelheit, Enge und Kälte hat, dem sei das Höhlentauchen ans Herz gelegt. Wichtig ist natürlich wie immer beim Tauchen:

 

Auch wenn es mal eng wird --- Ruhe bewahren!