|   Tauchberichte

Manta Manta, oder: Umweltgerechtes Tauchen

ein Bericht von Michael

Ein mehrtägiger Ausflug zu den Similans, DAS Tauchziel in der Andamanensee, sollte einen der Höhepunkte in meinem letzten Urlaub darstellen. Bereits mehrfach war ich vor Ort und immer wieder fasziniert von der dortigen Unterwasserwelt. Den ersten Schrecken bekamen wir, eine Gruppe von 5 Tauchern, bereits vor der Anreise weil einige der Tauchgebiete auf Grund eines massiven Korallensterbens für Taucher mittlerweile gesperrt wurden. Berichte aus dem TaucherNet beruhigten jedoch mit der Information, das nur einzelne Gebiete gesperrt und die schönsten Tauchplätze auch weiterhin zu betauchen sind.

Der zweite Schreck ereilte uns dann in Khao Lak, die Anzahl der Tauchbasen dort ist massiv angestiegen, rechnet man die gleiche Population in Phuket hinzu, konnten wir uns schon ausmalen welchen "Andrang" die Tauchplätze vor den Similans aushalten müssen.

Mit der "Papa", dem Schiff der Khao Lak Fun Divers hatten wir uns bereits im Vorfeld eine Basis und ein Schiff ausgesucht welches nicht auf "Rudeltauchen" ausgerichtet ist und wir hatten auch wunderschöne Tauchgänge vor den Similans. Leider ist die Untewasserwelt, die ich von dort kannte, nicht mehr wieder zu erkennen. Alle Korallen bis auf einer Tiefe von 15 m sind tot!

Die Andamanensee um die Similans (Ansammlung von Inseln vor Phuket / Khao Lak, Thailand) hat sich im letzten Jahr auf eine Wassertemperatur von bis zu 35° erwärmt, sämtliche Hartkorallen haben diese Temperatur nicht überlebt und sind abgestorben. Wo noch vor Jahren das pure Leben tobte und über Kilometer Geweihkorallen standen: jetzt nur noch Schutt, ehemals wunderschöne Tischkorallen jetzt in dunklem Graubraun. Hier sind aber wohl nicht die Taucher die direkten Verursacher sondern die allgemeine Klimaveränderung.

Wir tauchten also möglichst unterhalb dieser Tiefe und bekamen dann doch noch wunderschöne Eindrücke dieser faszinierenden Unterwasserwelt. Die "Papa" steuerte dabei Tauchziele an, die nicht (oder nur kaum), von anderen Booten angesteuert wurden.

Bis wir einen Abstecher zu Koh Bon unternahmen...  

Bereits am frühen Morgen vor Sonnenaufgang machten wir uns mit dem Schiff auf den Weg. Koh Bon ist bekannt für seine Putzerstation, häufig sind hier Mantas anzutreffen. Diese dann nicht nur als Einzelfische sondern in regelrechten Rudeln. Also: Briefing unterwegs und wir hofften (wie wahrscheinlich alle die dort hin wollten) möglichst wenig Tauchschiffe vor Ort vorzufinden. Erleichterung bei der Ankunft, die Anzahl hielt sich in Grenzen. Also, ab ins Wasser!

Der erste Manta umschwirrte uns bereits beim Abtauchen, einfach toll! Wir tauchten sodann die Riffkante längs und wollten uns um die Spitze einer vorgelagerten Felskante herum der Putzerstation nähern. Dann unser Entsetzen: an der gesamten Riffkante "klebten" Taucher. Alle wollten einen Logenplatz, die Strömung zerrte aber an der Felskante entlang. Die beste Möglichkeit, sich trotzdem dieser Logenplätze sicher zu sein schien wohl darin zu liegen, die Flossen in den Felsen und Korallen zu verklemmen. Unterhalb der 15 m Linie gibt es die Korallen ja noch!

Das völlige Entsetzen ereilte uns dann jedoch an der Putzerstation: ca. 50! Taucher über und auf einem vorgelagerten Plateau. Endlose Reihen von Luftblasen versperren die Sicht. DERMassentourismus am "Manta Point". Taucher jagten den Mantas entgegen für den besten Blick oder das schönste Foto. Die Kameras, ausgestattet mit dopplten Blitzen oder Scheinwerfer für Videografen. Einmal anfassen muss wohl auch ein besonderes Ereignis sein...

Nicht wenige Taucher legten sich in die Korallen (oder die Reste die davon übrig waren), stützen sich mit den Flossen am Boden ab, vorgemacht von ihren Guides. Ich selbst, auch leidenschaftlicher Unterwasserfotograf, richtete die Kamera jetzt auf die Taucher. Das hatte ich noch nicht gesehen!

Unser Guide tippte einige Taucher an um denen klar zu machen, dass sie mit ihren Flossen vom Grund wegzukommen hätten. Die Reaktion: Wüste Beschimpfungen mit herausgenommenen Atemregler, eindeutige Symbole die unter die Gürtellinie zielten und gegenseitiges freudiges Abklatschen als wir die Bemühungen frustriert abbrachen.  

Als wir auftauchten, jetzt auf der anderen Seite der Riffkante, sahen wir unglaublich viele Boote die hin und her kreuzten. Anders als in Ägypten werden in der Andamanensee keine Zodiaks eingesetzt um die Taucher an Bord zu holen. Also kreuzten die Safaribote hin und her um die bei der Strömung ziemlich auseinandergetriebenen Gruppen zurückzuholen.

Ein Zodiak gab es dann aber doch, nicht um die Taucher einzusammeln, nein, hier näherte sich ein wutschnaubender Guide und kam zu uns an Bord.

Sofort war klar: Das wird nicht nett. Direkt ging er unseren Guide an. Wie kann man nur seiner Tauchgruppe unter Wasser Anweisungen geben, dieses wäre seine Gruppe und da hätte sich keiner einzumischen. Inbesondere die Tatsache das unser Guide ja Europäer wäre und somit ausschließlich finanzielle Interessen hätte, gäbe ihm nicht das Recht, ihn als "Einheimischer" (das stellten wir allerdings alle in Frage) zu maßregeln. Erklärungen zum umweltgerechten Tauchen prallten ebenso ab wie der Versuch, ihm klar zu machen das sich die Taucher nur vom Grund erheben sollten.

Der Besuch des fremden Gudes endete dann mit dessen emotionaler Entgleisung und mit der Drohung man sähe sich in Khao Lak. Ein tolles Nachbriefing für diesen Tauchgang!

Der zweite Tauchgang vor Ort lässt sich ähnlich beschreiben. Allerdings hatten wir hier nur noch eine Gruppe im Wasser (und auf dem Grund). Denen ging aber bald die Luft aus. Ganz entspannt gab es also Manta mit tarierenden Tauchern.

Zum Abschluss des Tages wollte danach aber keiner von uns nochmals dort ins Wasser. Schnell weg von dieser "area pupular for waiting manta" wie es in der Tauchkarte heißt. Ich glaube richtig wohl fühlte sich keiner mehr von uns!

Mittlerweile, die Reise ist jetzt ein paar Monate her, kommen doch eine Menge Fragen zu der "Jagd" nach den schönsten Reisezielen, den größten Fische oder seltensten Lebewesen unter Wasser auf.

Der Tauchtourismus ist explodiert, die außergewöhnlichsten Ziele sind gewöhnlich geworden. Wo wollen wir Taucher noch überall hin? Machen wir nicht dabei mit?

Buchten voller Safariboote mit sogenannter Seetoilette.  Wie viel Kloake können die Riffe dabei ertragen?

Wie mag sich eine Muräne an einem netten Hausriff fühlen die mindesten 50 mal am Tag ins Blitzlicht der Unterwasserfotografen geraten ist und wie viele Korallen werden dabei durch Unachtsamkeit mit den Flossen zerstört?

Klar ist Unterwasserfotografie ein faszinierende Hobby, aber muss jeder der eine Kamera halten kann auch gleich damit tauchen? Wie wäre es mit einem Zusatzbrevet der perfektes Tarieren und umweltbewusstes Tauchen zur Pflicht macht?

Auch an der Klimaveränderung sind wir alle beteiligt, haben wir dadurch eine Mitverantwortung zu dem stattgefundenen Korallensterben?

Ja, es macht Sinn Tauchgebiete zu sperren. Wir drängen in fremde Lebensräume und wundern uns das diese im Massentourismus für immer verschwinden. Gesperrte Lebensräume können sich erholen, soweit das im Meer möglich ist. Die Einflussfaktoren dort sind ja vielfältig.

Ich werde wohl weiter reisen, tauchen und fotografieren. Dabei kritisch beobachten und nicht nur die schönen Seiten festhalten. 

Verantwortungsbewusster und viel nachdenklicher.