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Hemmoor - Tauchen und mehr

Ein Bericht von Olaf. Bilder von Michael und Frederik.

Eine kleine, beschauliche Stadt im alten Land bei Cuxhafen war am Wochenende um den 24.07.2010 das Ziel einer 20-köpfigen Gruppe des TSC Langenberg. Hier, direkt an der Oste, liegt Hemmoor - „das“ Tauchziel in Norddeutschland. Neben 16 Tauchern waren auch 4 Familienangehörige und Betreuer angereist, um sich durch das prächtige Blaugrün des Kreidesees und seine tollen Umgebung beeindrucken zu lassen.

Geschichte des Sees

Entstanden ist der Kreidesee in Hemmoor, wie der Name schon vermuten lässt, als Abbaugebiet für Kreide, bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts. In der Zeit zwischen 1860 und 1866 wurde auf dem Gelände die erste Zementfabrik errichtet. Bis zur Schließung des Werkes im Jahre 1983 erfolgte auf dem Gelände die Herstellung des „ Hemmoorer Portland Zementes“. Mit Beginn der Abbrucharbeiten im Jahre 1985 und der anschließenden Füllung des Abbaugebietes mit Grundwasser, wurde aus dem ehemaligen Steinbruch eines der bekanntesten, aber auch berüchtigsten Tauchgebiete Deutschlands.

Tauchen

Mit einer Maximaltiefe von 60m und einer gleichbleibenden Temperatur von 4-5°C auf Tiefe, aber auch Sichtweiten von bis zu 10 Metern, ist der Kreidesee eines der anspruchsvollsten Tauchreviere Deutschlands. Als ehemaliges Abbaugebiet ist die Struktur des Sees in Stufen angelegt. Über 5 befestigte Einstiege sind die unterschiedlichen Attraktionen des Sees gut zu erreichen. Zu sehen gibt es unter Wasser neben den natürlichen Gegebenheiten wie Flora und Fauna, auch Steilwände des ehemaligen Steinbruchs. Künstliche Sehenswürdigkeiten wie Autos, Wohnwagen, Segelboot und Flugzeuge wurden mittlerweile im Wasser verankert. Aber die Hauptattraktion des Sees sind die nicht abgerissenen Teile der alten Zementfabrik – der Rüttler mit seiner Meisterbude. Am Einstieg 3 beginnend kann ab einer Tiefe von ca. 20m ein Eindruck gewonnen werden, wie in früheren Tagen am Steinbruch gearbeitet wurde. Nach der Besichtigung der Brücke und dem darauf platzierten Gesteinstransporter erfolgt der Abstieg durch den Schacht des Rüttlers bis auf eine Tiefe von ca. 35m. Hier ist die Meisterbude wie in früheren Tage erhalten. Aus Sicherheitsgründen wurde diese jedoch mittlerweile durch Gitter gegen Betauchen gesichert. Leider sind an dieser Stelle schon einige Unfälle durch unvorsichtige Taucher entstanden. An dieser Stelle steht die Entscheidung an, ob noch größere Tiefen (für Techtaucher) angestrebt werden, oder in der attraktiven Flora und Fauna des Sees der Tauchgang beendet werden soll.

Besondere Angebote am See sind Helmtauchen, Scooter-tauchen sowie U-Boot fahren.

Basis und Preise

In einer kleinen Basis direkt am See sind die Kreideseetaucher, als Betreiber, sehr gut auf alle Gegebenheiten eingerichtet. Die vorhandene Füllanlage ermöglicht innerhalb von wenigen Minuten das Nachfüllen aller Flaschen zur Vorbereitung des nächsten Tauchgangs. Abgrechnet werden allerdings immer ganze Flaschenfüllungen nach Volumen, egal ob 50 oder 150bar benötigt werden.

Für Nitrox- oder Kreiseltaucher steht eine moderne Nitrox-Füllanlage zur Verfügung. Die Füllungen für Nitrox werden sehr fair nach Füllmenge berechnet.

Tauchgenehmigungen werden als Tagesgenehmigung für 10€ am Tag verkauft. Im Zehnerpack kosten die Genehmigungen 90€ . Ein Wochenende von Freitag bis Sonntag kostet 27€.

Nähere Informationen zur Basis und zu den Preisen unter www.kreideseetaucher.de

Sicherheit am See

Sicherheit wird am Kreidesee als Folge einiger tragischer Unfälle groß geschrieben. An den Einstiegen, die nicht direkt neben der Basis liegen sind SOS-Notrufsäulen aufgestellt, so das Hilferufe ohne Verzögerung möglich sind. Ein Hubschrauberlandeplatz für einen Rettungshubschrauber ist ebenfalls vorhanden. Damit bei den Tauchgängen nach Möglichkeit nichts schief geht, hat der Betreiber zusätzlich einigen Regeln, wie zum Beispiel Tiefenbeschränkungen für die unterschiedlichen Brevetierungsstufen, aufgestellt. Da es bereits einige Unfälle am Kreidesee gegen hat, sind diese auch notwendig. Zwei getrenntabsperrbare erste Stufen mit kaltwassertauglichen Reglern sind zwingende Voraussetzung für einen sicheren Tauchgang. Auffällig war, dass bei der Anmeldung weder die Brevetierung noch die Tauchtauglichkeit überprüft wurde. Es gab auch keinen Hinweis zu den aufgestellten Regeln zum Tauchen am See, obwohl einige von uns diesen See erstmalig betauchen wollten und über die Kennung im PC des Betreibers klar war, das diese Taucher neu an diesem See waren. Die Betreiber stellen lediglich durch stichprobenhafte Prüfungen der Tauchgruppen sowie der Tauchcomputer am See die Einhaltung der Regeln sicher. Wer gegen die Regeln verstößt, muss ggf. sogar mit einem Tauchverbot rechnen.

Unterkünfte

Zur Übernachtung am See stehen vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung. Angefangen vom Zeltplatz und Bungalowpark direkt am See, über Appartments im ehemaligen Direktionsgebäude, bis hin zu Hotels und Pensionen im direkten Umkreis des See ist alles in der Auswahl enthalten, was das Herz begehrt.

Für weitere Informationen zum Park und den Appartments Schaut unter www.kreidesee.de nach.

Auch bei der Verpflegung bleibt kein Wunsch offen. Die Pommesbude am Seeufer liefert Bratwurst und Pommes als Snack zwischen den Tauchgängen. Aber auch die Restaurants im Umkreis bieten Essen und Trinken für jeden Geschmack. Ein besonderer Geheimtip ist das Hotel „Zur Linde“ wenige Kilometer entfernt. Hier steht Freitags ein anderes all-you-can-eat Steak-Essen und Samstags all-you-can-eat Schnitzel-Essen auf dem Speisezettel.

Weitere Informationen findet Ihr unter www.taucherhotel.de

Sonstiges

Bekannt geworden ist Hemmoor aber nicht nur durch seine Möglichkeiten in die Tiefen des Kreidesees abzusteigen. Neben einer, der weltweit 8 existierenden Schwebefähren, rührt der Bekanntheitsgrad Hemmoors auch auf den hier gemachten Archäologischen Funden – den Hemmoorer Eimern - aus der Zeit um 200 n. Chr.

Die Schwebefähre über die Oste wurde 1909 als Verbindung zwischen Hemmoor (Basbeck) und dem Ort Osten in Betrieb genommen. 1974 durch eine Straßenbrücke ersetzt, ist sie heute als technisches und nationales Baudenkmal von Fußgängern und Radfahrern zur Überquerung der Oste nutzbar.

Fazit

Nicht nur für Taucher ist Hemmoor eine Reise wert, aber den Kreidesee sollte jeder Taucher mal besucht haben.

Quellen