Erstellt von Gerd-Thomas Hegemann | |   Vereins News

Der TSC in der Coronazeit - Eine (Zwischen-?)Bilanz

Die sinkenden Inzidenzzahlen und die daraus folgenden Lockerungen des Landes NRW und des Kreises Mettmann haben uns gerade wieder einige Möglichkeiten eröffnet, zu so etwas wie einer "verantwortungsvollen Normalität" (Laschet) im Vereinsleben zurückzukehren.

So ist es aktuell wieder möglich, uns im Außenbereich von Haus Sondermann zum gemütlichen Beisammensein zu treffen, und davon haben am Freitag, dem 11.06. auch schon einige Vereinsmitglieder Gebrauch gemacht. Es war teilweise fast wie bei einem Klassentreffen - man hatte sich sooo lange nicht gesehen, und alle waren froh, sich endlich mal wieder persönlich zu treffen. 

 

Doch blicken wir zurück auf die letzten knapp anderthalb Jahre:

Seit März 2020 sind wir in der Ausübung unseres Sports stark eingeschränkt gewesen. Stefan Kröpelins Vortrag über die Sahara am 7.3.2020 war gerade noch möglich, und wenn man heute den Zeitungsbericht darüber liest "Vortragsabend beim Tauchclub gut besucht" (siehe auf der HP unter "Pressestimmen"), klingt das beinahe wie aus einer anderen Zeit oder Welt.

Kurz danach wurden die Gastronomie und auch unser Hallenbad für die Ausübung des Vereinssports geschlossen.

Nach einem Sommer, in dem die Inzidenzzahlen sehr niedrig, das Hallenbad aber dennoch geschlossen war (man versteht nicht jede der angeordneten Maßnahmen...), gab es im September 2020 dann eine vorsichtige Wiedereröffnung mit abenteuerlichen Vorgaben der Stadt Velbert: vorherige Anmeldung zum Training, Maximalzahl der Trainierenden von 30, im Gänsemarsch mit Abstand und Maske in die Individualumkleiden, beschränkte Zahl Reinigungswilliger in den Duschen, Abstand im Wasser und auf den Wärmebänken im Bad! Eine Auflage der Stadt Velbert war, dass die Einhaltung dieser Regeln vom Verein kontrolliert und im Zweifel durchgesetzt werden musste. Unfreiwillige KaPos im TSC! Glücklicherweise kamen gar nicht so viele Mitglieder zum Training, so dass das nicht wirklich erforderlich wurde... Manches wird eben nicht so heiß gegessen wie es gekocht (oder erdacht) wird...

Tauchgänge in unserem Vereinsgewässer waren im Sommer auch noch möglich.

Der Füllbetrieb am Vereinsheim durfte aufrecht erhalten werden, und sogar unsere Vereinsabende im "Haus Sondermann" konnten im Spätsommer 2020 vorübergehend wieder stattfinden - okay: Adresse hinterlassen und Maske auf dem Weg zum Klo... Aber zumindest mal wieder Bier und Schnitzel mit Vereinskameraden zum Klönen im Biergarten.

Die im Herbst 2020 exponentiell steigenden Inzidenzzahlen veranlassten die Landesregierung dann Anfang November 2020 zum zweiten "Lockdown", d.h. es wurde wieder fast alles geschlossen. Wir waren durch die erneute Schließung des Hallenbades, des Vereinsgewässers, unseres Vereinsheims mit Füllmöglichkeit und des Vereinslokals davon betroffen. Es ging zunächst wieder nichts mehr - und das sollte richtig lange dauern!

Markus hat in dieser Zeit für die Vereinsmitglieder eine alternative, kostenfreie Möglichkeit zum Flaschenfüllen in Wuppertal-Cronenberg geschaffen, aber die wurde, vermutlich aufgrund der langen Fahrstrecke, leider kaum genutzt. Schade um seine engagierte Initiative, aber man kann eben keinen zwingen...

Nach einer gewissen Phase der Verblüffung und Orientierung sowie der Weihnachtspause, nach der immer noch keine kurzfristige Verbesserung der Situation absehbar war, entschied sich der Vorstand, Maßnahmen zu suchen, um das Vereinsleben und den Kontakt der Mitglieder untereinander so gut wie möglich am Leben zu erhalten.

So entstand die Idee des "Digitalen Vereinscafés". Dabei sollten sich die Mitglieder zu den fast normalen Trainingszeiten (freitags ab 19.00 Uhr) digital über ein Kommunikationsportal treffen, und es sollte ihnen so die Möglichkeit zum Austausch gegeben werden - ein genialer Gedanke! Das begann im Februar 2021.

Die ersten Abende waren noch wenig geplant und ergaben sich spontan, und so entwickelte sich Carstens Bericht über seinen Galapagos-Urlaub an einem Abend eher zufällig aus der Situation heraus, aber er war dennoch gelungen und interessant. Sein Bericht kann als Pioniervortrag für die folgenden Wochen und Monate angesehen werden.

Denn daraufhin entwickelte der Vorstand einen Plan mit Vorträgen, die im Rahmen dieses digitalen Vereinscafés gehalten werden sollten. Darunter waren Vorträge von Vereinsmitgliedern wie auch solche von externen Referenten:

So schilderte Tony Kühn die Faszination des Apnoe-Tauchens und stellte die Gefahren, u.a. durch Selbstüberschätzung sowie die Sicherungsmaßnahmen dar. 

Thomas Lempken berichtete über das "technische Tauchen", also das Tauchen mit besonders aufwendiger technischer Ausrüstung, um Tauchgänge in extremen Tiefen bzw. von sehr langer Dauer sicher durchführen zu können. Dafür stellte er seine dafür notwendige Ausrüstung vor, und die interessierten Taucher lernten u.a., dass es manchmal darauf ankommt, wie rum ein Karabiner eingehakt ist.

Dirk Hövel von der gleichnamigen Tauchschule in Hückeswagen stellte Mitte April die Vorteile des Sidemount-Tauchens vor, bei dem die Flaschen nicht wie traditionell auf dem Rücken ("Backmount"), sondern seitlich am Körper mitgeführt werden. Das sei rückenschonender und ermögliche das leichtere Durchtauchen von Engstellen in Wracks, Grotten und Höhlen, berichtete er.

Ein Referent von Shark Project, einer Organisation, die sich weltweit für den Schutz von Haien engagiert, brachte den Langenberger Tauchern nahe, dass die Gefahren, die vom Hai für den Menschen ausgehen, exponentiell kleiner sind als die, die vom Menschen für den Hai ausgehen. In dem Zusammenhang nannte er vor allem das sog. "Finning", bei dem den Haien bei lebendigem Leib die Flossen abgeschnitten werden, um diese vor allem auf dem asiatischen Markt entweder als Delikatesse oder als Heilmittel zu horrenden Preisen zu verkaufen. Die Haie werden danach wieder ins Meer geworfen und haben ohne Flossen keine Überlebenschance und verenden elendig... Auch stellte er dar, dass durch sog. Long Lines, kilometerlange Fangleinen, mit denen Tunfische gefangen werden sollen, auch zahlreiche Delphine verenden. Ein beeindruckender und in gewisser Weise auch deprimierender Vortrag... Lassen wir das also künftig mit der Pizza Tonno! (siehe dazu auch den Bericht von

Nicole und Markus auf unserer HP unter Tauchberichte 2016: "Schillerlocken = Killerlocken").

Da unser Antauchen ausfallen musste, ließen sich einige Vereinsmitglieder sehr lustige Alternativen einfallen: Es gab Fotos von TSC'lern hinter einem Aquarium, in der Badewanne, im Kinderplanschbecken usw. Auch mit Phantasie und Witz kann man der Pandemie trotzen...

Ein ganz besonderes Highlight in dieser Vortragsreihe war der Bericht des Sachabteilungsleiters Medizin des TSV NRW e.V., Dr. Karl-Heinz (Kalli) Schmitz, zu dem der TSC aufgrund vergangener, gemeinsam erreichter Ziele ein enges Verhältnis hat. Kalli berichtete zunächst über einen Tauchunfall eines TL2, bei dem zahlreiche kleinere und zunächst unbedeutend erscheinende Versäumnisse und Fehler in ihrer Verkettung zu einer insgesamt gefährlichen Situation führten. Glücklicherweise ging das Ganze am Ende gut aus, aber aus diesen "kleinen Versäumnissen" konnten die Mitglieder und auch die TLs noch etwas lernen. In der Konsequenz führte das u.a. dazu, dass wir nun unsere Taucher aktiv dazu ermuntern, bei möglichst jedem Tauchgang den O2-Koffer des Vereins mitzunehmen.

Danach ging Kalli im zweiten Teil seines Vortrags auf die Folgen - und vor allem auch auf die Spätfolgen - einer Covid-19-Erkrankung ein, und spätestens danach sollte jedem klar geworden sein, dass Bolsonaro unrecht hat - es ist keine harmlose Grippe!, und die Spätfolgen, die etwa 10% der Erkrankten betreffen, sind kein Spaß. Unnötig zu erwähnen, dass die TU nach einer Corona-Erkrankung erlischt und neu gemacht werden muss.

Ein von Olaf und Freddy mit viel Mühe und Engagement (!) organisierter Quizabend nach den Regeln der Fernsehsendung "Wer weiß denn sowas?" lockerte die Vortragsreihe an einem weiteren Abend auf und war sehr unterhaltsam.

Ende Mai gab es dann noch einen ganz ungewöhnlichen Vortrag, und zwar über alternative Bestattungsarten, die besonders für Taucher interessant sein können. Ziel war es, über Fluss- und Tauchbestattungen zu informieren und vor allem, dieses ungeliebte Thema zu enttabuisieren. Es gibt in Deutschland genau ein Unternehmen, das Tauchbestattungen anbietet, und das sitzt in Wuppertal. Dennoch bieten sie diese Möglichkeiten durch Kooperation mit anderen Bestattern deutschlandweit an, auch wenn diese Bestattungsart gerade in Deutschland eben nicht möglich ist. Bei Tauchbestattungen gibt es die Möglichkeit, dass ausgebildete Taucher an der UW-Bestattung des Verstorbenen teilnehmen. Die UW-Bestattungen können grundsätzlich weltweit stattfinden, realistischerweise aber vor allem in den Niederlanden.

Aufgrund des guten Wetters und der Möglichkeiten, nun auch freitagsabends am wiederbeginnenden Vereinstraining teilzunehmen, im See tauchen zu gehen und/oder sich im Biergarten von Haus Sondermann real zu treffen, wurde die Vortragsreihe erst einmal unterbrochen. Sie war ja nicht als Selbstzweck, sondern lediglich als Alternative zu den herkömmlichen Vereinsabenden gedacht.

Falls es eine vierte Welle im Herbst geben sollte - Ideen haben wir noch genug!! 

 

Was passierte außer diesen Vorträgen?

Ab April 2021 waren wieder Freigewässertauchgänge mit Personen aus maximal zwei Haushalten am Vereinssee möglich.

Ende April gab der Vorstand ein mit viel Mühe, Gedanken, Recherche, Zeit und vor allem Verantwortung entwickeltes Sicherheitskonzept für die Kontakte im TSC heraus, welches aber aufgrund der Realität glücklicherweise kaum zur Anwendung kommen musste. 

Ab Anfang Juni 2021 wurde es wieder ermöglicht, DTGs im Verein zu füllen und unter strengen Hygienemaßnahmen Ausrüstung auszuleihen.

Unabhängig von den Vorträgen im Rahmen des digitalen Vereinscafés, das ja im wesentlichen der Unterhaltung, Mitgliederinformation und Kontaktpflege diente, gab und gibt es aber auch noch zwei weitere Bereiche, die von der Corona-Pause betroffen waren:

  • Der erste ist die Ausbildung,
  • der zweite die Jugendarbeit. 

 

1. Ausbildung:

Es wird in diesem Jahr ein DTSA-***(Gold)Kurs durchgeführt. (Weil der VDST sich zunehmend international geben will, heißt das jetzt nicht mehr "Deutsches Tauchsportabzeichen", sondern "German Diver Licence" - naja, wenn's der Wahrheitsfindung dient... Es ist aber immer noch "Gold" - mit den entsprechenden Anforderungen und Inhalten).

Für den Kurs gibt es eine Zahl von Interessenten, die eine Durchführung lohnend erscheinen ließen. Dieser Kurs hat bereits begonnen. Olaf und Heiko leiten ihn, und auch Thomas Lempken hat seine Unterstützung zugesagt. Aufgrund der Pandemie-Bedingungen ist entschieden worden, die Theorie für diesen Kurs als Online-Veranstaltung durchzuführen. Auch wenn Alternativen denkbar gewesen wären, ist den Kursleitern höchster Respekt zu zollen, den TN unter diesen schwierigen Bedingungen zeitnah die Erlangung der "Gold-Reife" ermöglichen zu wollen. Die Inzidenzen sind auch im Kreis Mettmann glücklicherweise schnell gesunken, und so konnte aktuell entschieden werden, dass der Kurs zwar online begonnen hat, aber ab Mi., dem 23.06.21 doch in Präsenz im Clubheim weitergeführt werden kann.

Auch ein DTSA-Nitrox*-Kurs wird wieder angeboten. Dieser musste im letzten Jahr corona-bedingt ausgesetzt bzw. unterbrochen werden. Doch auch diesen Interessenten wollen unsere Ausbilder mit vollem Engagement einen erfolgreichen Abschluss des Kurses ermöglichen - und lassen sogar noch nachträgliche "Quereinsteiger" zu... Kann man sich ein größeres Engagement unserer aktiven Ausbilder unter diesen erschwerten Bedingungen vorstellen? 

 

2. Jugendarbeit

Eigentlich völlig zu Unrecht steht die Jugendarbeit hier an letzter Stelle. Olaf und sein Team der Jugendausbilder waren in den vergangen Monaten sehr engagiert, auch die Jugendlichen "bei der Stange zu halten". So gab es Gymnastikstunden, die Olaf und Freddy aus dem Vereinsheim virtuell an die Jugendlichen herantrugen und sie somit zu körperlicher Bewegung motivierten (wenn das auch offenbar nicht immer sehr euphorisch angenommen wurde) als auch andere Angebote, die für die Jugendlichen interessant waren, vor allem einfache Theoriestunden und auch eine Art unterhaltsamer Quizveranstaltung.

Außerdem hat inzwischen ein DTSA* und KTSA-Kurs begonnen, dessen Durchführung nun ebenfalls wieder möglich ist. Da hat es durch die Pandemie einen erheblichen Bedarfsstau gegeben, denn neun (!) Kinder und Jugendliche wollen nun endlich ausgebildet werden. Viel Arbeit für die engagierten Jugendausbilder unter Olafs Führung... 

 

Fazit:

Dass der TSC gestärkt aus dieser Krise gekommen ist (wie Altmaier es von der deutschen Wirtschaft behauptet), scheint mir eine gewagte These. Aber zumindest ist der TSC nicht geschwächt, und wir haben niemanden "verloren". Wir sind also eher mit einem "blauen Auge" davongekommen und holen jetzt auf bzw. nach, was in der letzten Zeit nicht möglich war, vor allem im Bereich der Ausbildung. Blicken wir daher also optimistisch nach vorn und schätzen wir das Engagement unserer aktiven Ausbilder!

Es gab in der Corona-Zeit zahlreiche telefonische und im zulässigen Rahmen auch persönliche Kontakte zwischen den Mitgliedern sowie, soweit möglich, auch gemeinsame Tauchgänge. Die digitalen Vereinscafé-Abende wurden erfreulich zahlreich und interessiert genutzt und stützten und erhielten das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitglieder - verbunden mit interessanten Vorträgen, die wir sonst vermutlich nie gehört hätten. 

Am Fr., dem 11.6.21 fand dann das erste Treffen einiger Mitglieder im Biergarten unseres Vereinslokals Haus Sondermann statt. Offenbar ausgehungert nach persönlichen Treffen, fanden sich, wie eingangs erwähnt, einige TSC'ler dort ein, obwohl das Hallenbad für das Training noch gar nicht geöffnet war.

Am Sonntag, dem 13.06.2021 erreichte uns Mitglieder dann die erlösende Mail vom Vorstand, dass ab dem 18.06.2012 wieder das normale Hallenbadtraining freitags stattfinden kann - mit Anmeldung, maximal 30 TN und mit Maske Einzug ins Bad halten. Mal abwarten, wie lange diese Beschränkungen noch notwendig sind, denn die Inzidenz liegt im Kreis Mettmann aktuell bei 16,1 (17.06.21). Somit kann jetzt endlich so etwas wie die vielzitierte "Normalität" auch in unser Vereinsleben zurückkehren. Und auch die Seepferdchen können bald wieder dienstags mit ihrem Training beginnen.

Aber - machen wir uns nichts vor: Die Pandemie ist nicht vorbei, obwohl die Inzidenzzahlen sinken und einen "guten Sommer" (Spahn und Lauterbach) versprechen. Werden wir nicht übermütig und bleiben wir vorsichtig, damit dieser Bericht tatsächlich eine abschließende Bilanz und keine Zwischenbilanz vor der vierten Welle ist... 

Der TSC wünscht euch allen einen schönen, unbeschwerten und hoffentlich einschränkungsfreien Sommer mit vielen tollen und sicheren Tauchgängen - in welchen Gewässern auch immer. Vielleicht lesen wir ja hier demnächst den einen oder anderen Bericht davon...

(Stand: 17.06.2021)